Wir leben in einer Welt, in welcher Emotionen hinter verschlossene Türen und Fenster gehören. Ganz besonders die starken und mitreissenden Gefühle werden oft als ein ‚Sich-rein-steigern‘ oder gar als ‚Hysterie‘ bezeichnet. Dabei braucht man sich oft nur selbst zu fragen: ‚Wie stehe ich (wirklich!) zu starken Emotionen, die andere zeigen?‘ Bewertest Du solche Personen als ‚nah am Wasser gebaut‘, ‚weinerlich‘ oder bist Du vielleicht sogar wütend oder peinlich berührt, wenn Du Zeug*in von Gefühlsausbrüchen wirst?
Gerade in der westlichen Yogawelt herrscht derzeit ein Dauerdiktat von (vermeintlicher) Bewusstheit, permanenter Glückseligkeit und ‚Heititei‘. Es geht immer um den ‚yogischen‘ Zustand: Pastellfarbene Mala-Ketten, schöne Düfte und eine sanfte Erleuchtung an jedem Ende einer Yogastunde. Versteht mich nicht falsch – auch ich stehe hin und wieder auf Yoga-‚Chichi‘. Aber früher oder später begegnen sich die Praktizierenden auf der Matte selbst. Und dann wird’s hin und wieder ungemütlich. Und wohin dann mit dieser Emotion? Sanft Wegatmen! Ich sage: Nein! Das funktioniert sicher mal bei just aufpoppenden Gefühlen.
Aber was ist mit den tiefen Emotionen, die wir – einfach, weil dafür kein Raum zu sein scheint – ursprünglich und danach immer wieder verdrängt haben? Emotionen, die sich nicht ziemten – die durch das Umfeld übergangen oder abgebrochen wurden? Tiefsitzende Traumata, die wir alle mit uns herumtragen? Hinschauen (HinFÜHLEN) tut einfach weh!
Im traditionellen Yoga tun wir jedoch genau das! Wir schauen und fühlen hin. Nach buddhistischer Lehre lösen sich Emotionen auf, wenn wir sie nicht weiter Gedanken füttern, welche diese noch verstärken. Wir schauen hin, nehmen an und (manchmal) lösen sie sich von allein auf.
Dennoch glaube ich, dass es viele ganz tiefsitzende Verletzungen, Traumata und Erinnerungen gibt, die sich nicht einfach auflösen. Dies sind Verletzungen, die wir uns damals, als sie entstanden sind, verboten haben zu fühlen. Doch unser Körper vergisst niemals. Er hat die Wut, die Trauer, die Scham gespeichert. Und zwar so, dass wir da nicht so schnell rankommen, damit unser Umfeld sich nicht auf einmal doch gegen uns entscheidet. Denn dies liegt meistens unter diesen Emotionen. Verlassensängste – die Angst zu Sterben.
Zurück zum Yoga: Yoga heißt eben auch, in genau diese Abgründe zu schauen. Und weil das Kind, welches damals seine Emotion unterdrückte, am Liebsten geschrien, geweint und gewütet hätte, heißt dies, auch heute mal zu schreien, zu weinen und zu wüten. Nur so kann uns unser inneres Kind wieder vertrauen. Yoga zeigt uns, bei tiefer Praxis, die innere Landkarte und öffnet verschlossene Türen. Was sich dahinter verbirgt, kann ganz oft überwältigend sein. Es ist okay, überwältigt zu sein. Wut ist okay! Trauer ist okay! All diese Emotionen dürfen sein!
Nimm‘ Dir gerne deinen Raum, wo Du Emotionen fühlen und liebevoll loslassen kannst. Die Loslösung von solchen Prozessen dauert oft lange. Der Prozess kann dabei mal stärker und mal schwächer werden. Mal ist die eine Praxis passend – mal die andere. Aber trau‘ Dich hinzuschauen. Es lohnt sich!
Tipps von mir, mit solchen Emotionen (manchmal spielerisch) umzugehen (ich bin weder Ärztin noch Therapeutin – ich kann lediglich die Dinge empfehlen, die mir geholfen haben, tiefgehende Traumaarbeit setzt geistige und physische Stabilität voraus):
Tänze aller Art (Ecstatic Dance, Trance-Tanz, Krafttiertanz), Zeremonien (Cacao, medicine Plants, schamanische), Holotropes Atmen (MIT Körperarbeit), Traumaarbeit, Lichtsprache, Yin Yoga und Meditation (begleitend), Chakra-Arbeit.
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